Sendebeitrag SWR3

Das Sozialraumprojekt „Lernen und Freizeit“ (LuFtikus) wird mit dem 1. Kinderrechtepreis des Kinderschutzbundes BW ausgezeichnet.

Aktiv gegen Kinderarmut:

Sozialraumprojekt „Lernen und Freizeit“ (LuFtikus) mit 1. Kinderrechte – Preis des Kinderschutzbundes BW ausgezeichnet.

Die Idee, ein sozialräumliches Projekt an der Franz – Josef – Mone Förder- schule in Bad Schönborn durchzuführen, kam aus der fast täglichen Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und anderen sozialen Diensten bei der es sich immer wieder zeigt, wie soziale oder familiäre Missstände die betroffenen Kindern mehr und mehr ins gesellschaftliche Abseits drängen und sehr früh Lebenschancen zerstören.

An unserer Schule beobachten hier wir eine zunehmende Zahl von Kindern, denen eine häusliche Fürsorge nach Unterrichtsschluss fehlt. Hierbei gibt es Schüler/Innen, die nachmittags alleine sind („Schlüsselkinder“) bzw. unbeaufsichtigt sich „herumtreiben“ und deshalb kein adäquates Freizeitangebot wahrnehmen (z.B. Verein). Viele dieser Schüler machen deshalb auch nur unzuverlässig die Hausaufgaben und bekommen nicht einmal ein regelmäßiges warmes Essen nach der Schule: Kinderarmut hat viele Gesichter!

Für Schüler aus belasteten Familien können wir seit 2005 durch „LuFtikus ein Angebot machen um ganz gezielt vernachlässigte Kinder zu unterstützen. Gerade in diesem Altersbereich ist die Anbahnung einer sinnvollen Freizeitgestaltung, das Schaffen verlässlicher und berechenbarer Erziehungsrahmungen (Hausaufgabenzeit/ Freizeit/ Essenszeiten/ Ruhezeiten) sehr wichtig. In diesem Alter geschehen grundlegende Prägungen für das spätere Leben, sei es in der Familie, im Beruf oder im Freizeitverhalten.

Die Schaffung einer täglichen Nachmittagsgruppe unterstützt auch unsere schulische Arbeit und wir können gerade sozialschwachen Kindern das geben, das sie vielleicht zuhause vermissen: Geborgenheit, Zuwendung, ein regelmäßiges warmes Essen, Unterstützung bei den Hausaufgaben und ein sinnvolles Freizeitangebot (Theater, Garten).

Das Schulprofil „gute Schule = gesunde Schule“ kommt im Rahmen von „Luftikus“ voll zum Tragen:

Begonnen wird der Nachmittag damit, dass die Kinder gemeinsam mit ihren Betreuerinnen ehrenamtlich unter dem Aspekt „wie ernähre ich mich richtig“ ein warmes Essen zubereiten und dies dann gemeinsam einnehmen. Intendiert wird hiermit, den Schüler/Innen die Möglichkeit zu vermitteln, sich eigenständig ein einigermaßen vernünftiges und ausgewogenes Essen zuzubereiten, da sie dieses zuhause nicht vorfinden. Informationen über gesunde Nahrungsmittel, Geschmacksprägung, woher kommen die Nahrungsmittel, Essenmanieren…, vielerlei fließt hier mit ein. Das wichtigste aber ist das gemeinsame handelnde Tun. Dass danach auch gemeinsam abgeräumt, aufgespült und die Küche gereinigt wird, ist eine Selbstverständlichkeit. Gemüse und Früchte aus unserem Schulgarten werden geerntet und verarbeitet. Dies ist genau der Bereich, in dem wir auf die tatkräftige Unterstützung durch Spenden seit Bestehen der Gruppe eine verlässliche und regelmäßige finanzielle Unterstützung dringend bedürfen.

Nach dem Zähneputzen ist eine Bewegungspause auf dem Pausenhof, im Schulgarten oder dem anschließenden Gelände angesagt.

Eine Phase des intensiven Lernens folgt: Es werden die Hausaufgaben gemacht, Lücken aufgeholt, Sprachförderung initiiert.

Im Rahmen eines Sozialpraktikums finden wir Unterstützung durch Schüler der benachbarten Realschüler. Sie helfen unseren lernbehinderten Schülern in Einzelbetreuung und finden dadurch Übungs- und Erfahrungsmöglichkeit in ihrer Sozialkompetenz im Umgang mit Behinderten.

Seit dem Jahre 2005 besteht dieses besondere Angebot. Die Gruppe wird von einer Hauptkraft sowie einer Nebenkraft betreut. Begonnen wurde mit der Betreuung an zwei Nachmittagen, seit dem Schuljahr 2007/08 sind wir in der Lage, an 4 Tagen „LuFtikus“ anzubieten. LuFtikus versteht sich als Präventionsmaßnahme im Rahmen der Jugendhilfe.

Da es gerade Kinder aus sozialschwachem Umfeld sind, die wir in der Gruppe fördern, verzichten wir bei manchen Eltern auf den Monatsbeitrag. Hier sind wir dringend auf Unterstützung angewiesen, denn mit den Fördergeldern wird der Mittagstisch komplett finanziert.

Bürgerliches Engagement trägt die Maßnahme, so dass das Projekt vom Deutschen Kinderschutzbundes Baden Württemberg mit dem 1. Landespreis 2007 ausgezeichnet wurde.